Was bedeuten 4.6, 5.6, 8.8, 10.9 oder 12.9? Welche Festigkeit braucht meine Verbindung und warum haben Muttern andere Kennzeichnungen als Schrauben? Hier finden Sie alle Antworten.
Die Festigkeitsklasse definiert, wie belastbar eine Schraube oder Mutter ist. Sie bestimmt, welche Kräfte übertragen werden können und wie sich das Verbindungselement unter Zug, Druck oder wechselnden Belastungen verhält. In diesem Kapitel erfahren Sie, was die Zahlen bedeuten, wann welche Klasse sinnvoll ist und warum höhere Festigkeit nicht automatisch „besser“ ist.
Die Festigkeitsklasse bestimmt Zugfestigkeit, Streckgrenze und Dehnung.
Nicht jede Schraube darf hochfest sein – je nach Einsatz ist „weicher“ besser.
Schrauben nach ISO 898-1, Muttern nach ISO 898-2 – unterschiedliche Kennzeichnungssysteme.
Die Festigkeitsklasse von Stahlschrauben besteht immer aus zwei Zahlen:
Eine 8.8 Schraube hält also:
Damit gehört sie zum Standard im Stahlbau, Maschinenbau und überall dort, wo hohe Kräfte auftreten.
Muttern müssen eine Schraube nicht stärker ziehen können, sondern:
Deshalb wird bei Muttern nur eine Kennzahl angegeben, z. B.:
Eine Mutter „8“ ist also nicht „schwächer“ – sie ist genau auf die Schraube abgestimmt.
Im Druckbehälterbau sind Schrauben oft hohen Wechselbelastungen ausgesetzt (Temperaturänderungen, Ausdehnungen, Setzverhalten der Dichtungen).
Eine 5.6-Schraube ist bewusst „weicher“:
Hohe Duktilität (Verformbarkeit) ist hier wichtiger als maximale Festigkeit.
Eine 12.9-Schraube ist extrem fest – aber:
Bei Druckbehältern ist ein schlagartiger Bruch absolut inakzeptabel → deshalb sind hochfeste Schrauben der Klasse 10.9 oder 12.9 **meist verboten**.
Weil hohe Festigkeit oft mit geringerer Dehnfähigkeit einhergeht. Bei Montagefehlern, Schälkräften oder Schwingungen ist eine zu harte Schraube gefährlich.
Nein – das verändert Vorspannkräfte, Reibung, Klemmkräfte und kann zu Schäden an Bauteilen führen. Immer nach Vorgabe des Konstrukteurs arbeiten.
Sie definiert die Streckgrenze. Schrauben sollen sich unter Last dehnen, aber nicht plastisch verformen. Die zweite Zahl zeigt, wie weit das möglich ist.
Bei Stahlschrauben steht die Festigkeitsklasse auf dem Schraubenkopf (z. B. 8.8). Edelstahlschrauben tragen Werkstoffkennzeichen wie A2-70 oder A4-80.
Über unseren Schraubenfinder können Sie Schrauben nach Festigkeitsklasse, Werkstoff und Anwendung filtern.